Im 1. Teil des Buches haben wir erfahren, dass der individuelle Grundton mit dem Körperbewusstseinspunkt im Nabelzentrum zusammenfällt. Und wir wissen, dass es zwei weitere emotionale Punkte am Körper gibt, das spirituelle Herz, positioniert am unteren Ende des Brustbeins und das spirituelle Auge, etwas oberhalb und zwischen den Augenbrauen.

Die mittlere Oktave erstreckt sich also zwischen Nabel und dem 3. Auge und ist daher der Bereich, auf dem sich möglicherweise emotionale Blockaden manifestiert haben. Aus diesem Grund bewegen wir uns bei der Grundtonübung auch dort.

Die Grundtonübung eignet sich nicht ausschließlich für Menschen, die singen können, sondern für alle, die des Sprechens mächtig sind. Was für eine Erleichterung für viele von uns, die möglicherweise schon als Kind gehört haben: „Was bist du bloß unmusikalisch!“ Nach Einschätzung von Gunda Dietzel ist von 1000 Menschen höchstens einer unmusikalisch! Bei der Grundtonübung bilden wir mittels unserer Stimme einen sanften, natürlichen Klang, den wir gut als „Tönen“ bezeichnen können.

Die Besonderheit beim Tönen ist die Einbeziehung unseres Körperbewusstseins. Wir lenken bei der Grundtonübung unser Bewusstsein vom Nabel zum spirituellen Herzen und zum spirituellen Auge. Allein dadurch berühren wir schon unsere Emotionen, verstärkt durch die individuelle Tonhöhe, wir können unsere Töne körperlich „fühlen“.

Das Einatmen vor dem Tönen geschieht bereits zum Nabel hin. Dann beginnen wir mit einem „A“, das die Energie im Nabel unterstützt, und – meist spürbar – eine Vibration im Nabelbereich aktiviert. Diese Vibration löst feine Schwingungen aus, die durch ihre Resonanz wiederum unsere Körperfunktionen in Gang halten. Das Entscheidende dabei ist, dass wir durch den Einsatz unserer Stimme unseren Körper regulieren können. Vemu Mukunda nannte das unser körperimmanentes „Selbstkorrektursystem“! Wie wunderbar es doch die Natur für uns eingerichtet hat! Anstatt uns mit Medikamenten und Maschinen von außen zu steuern, können wir unsere Stimme als Regulativ nützen, um von innen zu gesunden, und die haben wir doch immer bei uns, oder?

Und das ist nur ein Teil der Wirkung, der zweite ist das Gefühl einer großen „Ruhe“, die wir fast immer beobachten können. Auch diese Qualität gehört zum Nabelzentrum, denn der Nabel ist sozusagen unser emotionaler Nullpunkt.

Das Tönen am spirituellen Herzen mit einem „U“ wiederum hebt unsere Stimmung, und durch die richtig getönte Quint vom Ton des „A“ ausgehend, verstärkt sich diese Wirkung.

Das sanfte Tönen des „M“ am 3. Auge wird von den meisten von uns als „zentrierend“ empfunden. Eine geistige Klarheit und geistige Ruhe sind zu spüren.

Nicht zu unterschätzen ist der durch das Tönen entstehende Atemrhythmus, vor allem das „Kumbakam“, die kurze Atempause vor und nach dem Tönen. Kumbakam nach dem Einatmen ermöglicht eine intensivere Abgabe von Sauerstoff, und nach dem Ausatmen – durch die Verzögerung der erneuten Sauerstoffzufuhr, intensivieren wir wieder die Sauerstoffaufnahme.

Wenn wir nun das Resümee dieser Grundübung ziehen, können wir gut ermessen, welch wichtige Prophylaxe die paar Minuten pro Tag sein können, die wir dem Tönen widmen. Daher wäre das Tönen in der Früh vor dem Beginn des Alltags optimal.

Renate Elisabeth Marik

Ayurveda & Nada Brahma

Klinggasse 23

3240 Kritzendorf

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Aus dem Buch von Dietzel, Gunda: Der individuelle Klang der Stimme – seine Botschaft, seine Wirkung, 3.Auflage 2009