In der Musik ist die Oktave die Vollendung eines Zyklus und der Übergang in einen neuen. In Gunda Dietzels Welt ist die Oktave ein äußerst komplexer Vorgang, den sie als Musikerin auch musikalisch erläutert.
Vemu Mukunda sieht im Oktavprinzip einen wesentlichen Baustein des Kosmos, deshalb basiert die von ihm entwickelte Grundtonübung auf eben diesem Prinzip. Der vom Tönenden erzeugte Klang bleibt nicht statisch, sondern entwickelt sich in einer stetig sich weiterbewegenden Linie spiralförmig aufwärts, führt sozusagen von einer bestehenden Ebene in die nächste.
Wie in der Schule rückt der Mensch in seinem persönlichen Wachstumsprozess von Mal zu Mal eine Klasse höher, beginnt aber das jeweils nächste Schuljahr wieder von vorn, um dann in die nächste Stufe „aufzusteigen“. 
Es sei auch der Vergleich mit einem Fahrstuhl erlaubt, der uns quasi „stufenlos“ von einer Etage zur nächsten befördert.
Für den musikalischen Laien ist es daher nicht nötig, sich mit der Komplexität im Erklärungsmodell Gunda Dietzels zu konfrontieren. Er kann getrost das „Angebot“ Vemu Mukundas annehmen, nämlich die Oktave in der Grundtonübung zu tönen und zu erleben, wie gut sie tut. 
Wenn wir in der Schwingung sind, die alle Töne in uns auslösen können, geht diese Schwingung in das Einheitsfeld über, das alles mit allem verbindet. Auf diese Weise leistet jeder von uns einen Entwicklungsbeitrag für die Welt, indem er den Weg der Oktave stärkt, sodass auch andere sich darin einschwingen können, um ihrerseits die höheren Oktaven unserer Bestimmung zu erreichen.
Das Geheimnis der Oktave muss gefühlt, genossen und eins mit unserem Wesen werden, und zwar intuitiv, indem sie selbst in jedem von uns einen inneren Zugang schafft, der keiner intellektuellen Erklärung bedarf. Was wir berechnen, bestaunen und mit dem Verstand erlernen bleibt oft außerhalb unseres Selbst. Eine Hülle ohne wahren Inhalt, ein unnötiger Krückstock, wo doch der göttliche Geist uns alle mit Flügeln auf diese Welt geboren hat.

Thomas L. Fuhrich
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