Das Rezitieren oder „Singen“ von Mantren (heilsamen Silben) findet sich seit langer Zeit in verschiedenen Traditionen. Dabei kann es zu einer klärenden oder auflösenden Wirkung kommen. Ähnliches kann durch das Hören musikalischer Klänge passieren.

Doch wie lässt sich diese Wirkung erklären?

Wird mittels der Stimme ein Ton erzeugt, verändert sich das Atemmuster. Der Atem bekommt bei der Umwandlung in einen Ton einen anderen Rhythmus, unterschiedliche Tonhöhen entstehen. Der erzeugte Klang wiederum löst in uns durch das Resonanzprinzip Vibrationen aus, die bei tiefen Tönen sogar im physischen Körper zu spüren sind. Die Wurzel der Töne liegt im emotionalen Bereich. Die Tonhöhen in der Sprech- und Singstimme drücken emotional-energetische Spannungen hörbar aus. Klang kann sowohl von innen nach außen oder von außen kommend nach innen wirken, entsprechend Körper und Seele.

Nach Vemu Mukunda wirken Musik und Mantra auf eine noch nicht geprägte Bewusstseinsebene, auf die der Verstand weder Zugriff oder Kontrolle hat. Im Gehirn wird diese Ebene dem Thalamus bzw. dem limbischen System zugeordnet. Wird dieser Zustand auch nur für Bruchteile von Sekunden erreicht, verliert der Verstand in dieser kurzen Zeit seine Führungsposition. Ein körpereigenes Selbstkorrektursystem kann aktiv werden, um das innere Ungleichgewicht zu lösen. Ohne gedankliche Umwege, direkt im emotionalen Energiefeld, durch Berührung mit einer Klangschwingung. Besonders intensiv reagieren Menschen auf Töne, die sie selbst hervorbringen. So wie im Ohr Schallwellen in elektrische Impulse umgewandelt werden, die das Gehirn decodieren kann, transformieren sich die inneren und äußeren Tonimpulse in feinere energetische Ebenen des Organismus und wirken sofort auf das elektromagnetische Feld des Menschen, die Aura. Das wurde bereits messtechnisch nachgewiesen.

Wenn alles letztlich auf Energiebewegung basiert, bedeuten Krankheiten eine stationäre Veränderung des gesunden Energieflusses. Sie stellen einen Energiestau oder ein Energiedefizit dar. Blockierte Energie wird zu negativer Energie, die im Körper vorübergehend nicht nutzbar ist. Positive Energie dagegen ist fließende Energie, die dem Organismus zur Verfügung steht.

Ziel ist es, das durch blockierte Energie entstandene Ungleichgewicht aufzulösen.

Durch das Erleben von Musik, Stimmklang oder Mantra kann für einen Augenblick die noch nicht geprägte Bewusstseinsebene erreicht werden, was das eigene Selbstkorrektursystem aktiviert und eine positive Veränderung spürbar werden lässt. Beim Rezitieren von Mantren ist dabei die Lautenergie ausschlaggebend, nicht der Wortsinn der Silben.

Der ganz andere Weg der Sprache steht dazu im Gegensatz. Um die Sprache eines anderen zu verstehen, braucht das Gehirn einen intellektuellen Code, der erst erlernt werden muss. Für unsere verstandesmäßige Kommunikation ist das unentbehrlich. Zur Lösung von inneren Blockaden hilft das nicht unbedingt. An psychotherapeutischen Gesprächen beteiligt sich unwillkürlich der Verstand, was sich in dem Fall nicht förderlich auswirkt.

Die Wirkungsweise von Musik und Mantren öffnet einen wichtigen nonverbalen Weg, um innerlich aufgestaute Spannungen, die zu Blockaden führen, welche letztlich die Basis vieler Krankheiten sind, aufzulösen.

Quelle: Gunda Dietzel: Der individuelle Klang der Stimme – seine Botschaft,– seine Wirkung, 3te Auflage 2009