Die indische Musiktheorie, aus der Nada Brahma stammt, ist eng mit der griechischen Musiktheorie und Musikanschauung verknüpft, was man auf den ersten Blick nicht vermuten würde. Durch viele Jahrhunderte wurde die Verwandtschaft der indischen und hellenistischen Musiktheorie entwickelt.

Uns interessieren aber jetzt nicht die Übereinstimmungen, sondern die Unterschiede.

 

Hellenistisch

Indisch

Waren sich sehr früh des Zusammenhangs von Musik und Mathematik bewusst

Sie überlassen die Mathematik den Astronomen, der Musik wird emotionale und imaginative Wirkung zugeschrieben

Die Intervalle   sind mathematisch bestimmt

Der Maßstab ist das Ohr

Wichtig sind mathematische Exaktheit

Im Mittelpunkt steht die Mythologie

 

Die Wurzel ist Stimme und Gesang

 

Aufgrund der o.g Gegebenheiten definiert sich das Wort Nada Brahma

 

NADA besteht aus 2 Silben, bzw Mantren, aus

NA ist ein Teil des Wortes PRANA, einfach übersetzt mit Atem(energie).

DA ist ein Laut, identisch mit dem Wort agni, was so viel wie Wärme(energie), Feuer bedeutet.

Diese beiden Elemente, Wärme und Atem führen zur Entstehung der menschlichen Stimme, des Klangs, mit dem wir uns hörbar ausdrücken.

Aber wie geht das, dass „Atem- und Wärmeenergie zur Entstehung der Stimme führten? Nun, dass beide Faktoren mit Stimme zu tun haben, beweist ja schon die Tatsache, dass ein toter Mensch kalt ist und nicht mehr sprechen kann, weil Atem und Wärme fehlen. Atem und Wärme sind also Merkmale des „Lebendigen“. Auch bei jedem Neugeborenen ist der „erste Schrei“ ein Indiz des lebendig seins. Zeigt sich hier schon das menschliche Urbedürnfnis nach klanglichem Ausdruck?

Durch dieses Urbedürnfnis wird unser Bewusstsein veranlasst, das Kraftzentrum, das sich im Körper befindet und, lt. den vedischen Schriften, den Sitz rund um den Nabel hat, zu aktivieren. Diese Lebenskraft steigt dann langsam nach oben und manifestiert den Klang im Nabel, im Herzen, in der Kehle, im Gehirn und tritt dann aus dem Mund hervor.

 

BRHAMA: da fallen einigen von uns gleich noch 2 Namen ein, Vishnu und Shiva, beide als indische Götter bekannt. Das ist aber zu kurz gegriffen, denn es handelt sich bei den dreien um Aspekte der göttlichen Kraft. Brahma steht für die schaffende, Vishnu für die bewahrende, und Shiva für die auflösende Kraft. Das sind die drei Grundprinzipien, die den ewigen Kreislauf des Lebens aufrechterhalten. Daher können wir BRAHMA mit „göttlich, schöpferisches Prinzip“ interpretieren.

Nach indischer Anschauung ist das BRAHMA-Prinzip in ALLEM, was existiert. D.h, auch in uns ist das göttliche, schöpferische Prinzip. Deswegen verwende ich den Gruß „Namastè“ sehr gerne, denn er bedeutet: ich verbeuge mich vor dem Göttlichen in dir!

Lt. altem indischen Wissen ist der Sitz von BRAHMA im Nabelzentrum, d.h er ist in der Mitte der Verbindung des physischen Nabels und der Wirbelsäule. Es ist auch der Sitz des Nabelchakras, wo 72.000 Nadis, unsichtbare Energiebahnen, einander kreuzen, deren 3 wichtigste Sushumna, Ida und Pingala – wichtige Nadis für das Pranayama – entlang der Wirbelsäule verlaufen.

Sushumna läuft vom 3. Auge über das Kronenchakra entlang der Wirbelsäule bis zum Wurzelchakra

Ida (das weibliche Prinzip), beginnt beim linken Nasenloch, über das 3. Auge, Kronenchakra, Wirbelsäule bis zum rechten Großzeh

Pingala (das männliche Prinzip, beginnt beim rechten Nasenloch, über das 3. Auge, Kronenchakra, Wirbelsäule bis zum rechten Großzeh

 

NADA BRAHMA: beide Begriffe zusammen bedeuten also der „göttlich- schöpferischer Stimmklang“

Der Begriff NADA BRAHMA verweist auf unsere Stimme, die mit unserem Körper und unserer Seele gleichermaßen in Verbindung steht. Bei Nada Brahma handelt es sich aber keineswegs nur um eine indische Musiktheorie, sondern es lässt uns die Zusammenhänge der Stimme mit dem Körper, den Emotionen, der Individualität und der Persönlichkeit erkennen. Und dieses Wissen vom Zusammenwirken unserer Stimme mit unserem Organismus umfasst ALLE Kulturen.

 

Renate Elisabeth Marik

Ayurveda & Nada Brahma

Klinggasse 23

3240 Kritzendorf

www.ayurveda-klosterneuburg.at

 

Aus dem Buch von Dietzel, Gunda: Der individuelle Klang der Stimme – seine Botschaft, seine Wirkung, 3.Auflage 2009